Utopie Arbeit?

Uwe Steinberger, Geschäftsführer des Trauma Marburg

Kinokultur hat ebenso wie thematische Veranstaltungen eine langjährige Tradition im Trauma im G-Werk Marburg. Davon zeugen unter anderem mehrere Auszeichungen mit den Hessischen Filmpreis. Im LAKS-Interview äußert sich Uwe Steinberger, Geschäftsführer des Trauma, über die Aktivitäten des Filmfestivals "ueber arbeiten" sowie den Jahresschwerpunkt "Utopie Arbeit".

Uwe, morgen beginnt das Filmfestival "ueber arbeiten". Was verbirgt sich dahinter?

Es handelt sich um ein bundesweites Filmfestival zu Arbeit, Globalisierung & Wirtschaft, das seit Anfang November in ca. 80 Städten zu sehen ist. Es handelt sich um ein Projekt von 'Die Gesellschafter', einer Initiative von Aktion Mensch, die direkte Formen von allgemein gesellschaftlicher Partizipation fördern möchte. Grundstruktur des Festivals ist, dass eine Stadtkoordinationsstelle die lokalen Initiativen & Gruppen, die zum jeweiligen Themengebiet arbeiten, zusammenführt und mit einem interessierten Publikum vernetzt. Wesentlicher Bestandteil sind die Diskussionen, die im Anschluss an die jeweiligen Dokumentarfilme stattfinden.

Welchen Fragestellungen geht ihr dabei nach?

Für die Umsetzung in Marburg haben wir uns für die Einteilung in Thementage entschieden. Wir beginnen dabei am Donnerstag, dem 15.02,. unter dem Motto "Arbeitslosigkeit", der zweite Tag thematisiert "Jugend & Arbeit", am Samstag werden "Aspekte der Globalisierung" beleuchtet und abschließend am Sonntag "Arbeit im Alter".

Können Angebote wie diese wirklich etwas erreichen und zum Positiven verändern?

Wir erhoffen uns durch die insgesamt 13 mitorganisierenden Gruppen eine Belebung der lokalen Kommunikation zwischen diesen Gruppen und dem Publikum. Dies macht auch hinsichtlich des G8-Gipfels Anfang Juni in Heiligendamm und der lokalen Gegenöffentlichkeit Sinn. Wir möchten mit diesem Festival aber auch gerade Leute zum Nachdenken anregen, die im Moment noch nicht aktiv in einer Gruppe organisiert sind und sie zum ehrenamtlichen Engagement motivieren.

Das Festival ist eingebettet in das Schwerpunktthema "Utopie Arbeit". Welche weiteren Aktivitäten sind im Verlauf des Jahres geplant? Und warum dieses Thema?

Wir haben das Thema ausgewählt, weil hinsichtlich der so genannten "Arbeitsgelegenheiten" eine große interne Diskussion eingesetzt hat. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, ob es für ein Soziokulturelles Zentrum legitim sein kann, an diesen Maßnahmen zu partizipieren. Da wir schon seit langer Zeit thematische Projekte machen, war für uns schnell klar, dass wir das Thema zusammen mit unserem Publikum bzw. der Marburger Bevölkerung erörtern möchten. Bei der konkreten Planung haben wir das Spektrum aber auf eine Gesamtauseinandersetzung mit dem Thema "Arbeit" erweitert, in der auch Bereiche wie "Vollbeschäftigung", "Allgemeines Grundeinkommen" oder "Mindestlohn" beleuchtet werden sollen.

Das Filmfestival "ueber arbeiten" stellt im Gesamtrahmen von "Utopie Arbeit" das erste Modul dar. Zu Beginn des Festivals geht der Internetblog online. Die dort genannten Kommentare, Meinungen und Einschätzungen werden dann in einer abschließenden Projektwoche Ende April im Rahmen eines Symposiums ausgewertet und durch die Filmreihe "work in progress", dem Theaterstück "Draußen tobt die Dunkelziffer", einer Lesung und einer Podiumsdiskussion abgerundet. Das Ganze endet dann symbolträchtig am 1. Mai.

Mal grundsätzlich: Viele verstehen unter Kultur Ablenkung oder Amusement, ´Rauskommen aus dem anstrengenden Alltag. Euer Ansatz bei diesen und anderen Aktivitäten ist sicherlich ein anderer...

Es geht schon über das reine Konsumieren von Kultur hinaus, letztendlich geht es uns immer um die Verbindung von Formen der Unterhaltung und der inhaltlichen Auseinandersetzung.

Ihr selber seid Soziokultur-Schaffende. Typische Kennzeichen sind Überarbeitung und Unterbezahlung. Was ist eure ganz persönliche Sicht auf diese Thematik?

Sicher sind dies Elemente, die unsere tägliche Arbeit mitbestimmen. Darüber hinaus kann aber auch an vielen anderen Punkten festgestellt werden, dass unsere Arbeit nicht direkt verglichen werden kann mit konventionellen Beschäftigungsverhältnissen, da wir in vielen Bereichen unseren Arbeitsrhythmus selbständiger bestimmen können, sehr viel Raum für Kommunikation besteht und wir unsere Vorstellungen direkter einbringen können. Sieht man unsere Tätigkeit unter rein ökonomischen Gesichtspunkten, so ist dies sicherlich nicht das richtige Betätigungsfeld.

Uwe, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei den Aktivitäten.

Das Interview führte: Bernd Hesse © 2007 LAKS Hessen e.V, www.laks.de