stimmig: Preisträger creole

Die Sängerin Silvia Sauer und Bassist Jörg Mühlhaus

Zusammen mit ihrem musikalischen Partner Jörg Mühlhaus bildet die Sängerin Silvia Sauer "stimmig". Das Duo in der Besetzung Stimme und Kontrabass ist - zusammen mit dem Ensemble syn.de - Preisträger von creole - Weltmusik aus Hessen 2008. Beide Gruppen waren auch beim Bundesfinale von creole - Weltmusik aus Deutschland im September 2009 in Berlin vertreten. Im Gespräch mit der LAKS Hessen gibt die Sängerin ihre Eindrücke aus dem Regionalwettbewerb sowie dem Bundesfinale wieder

Silvia, "stimmig" wurde als einer der Preisträger von creole - Weltmusik aus Hessen 2008 ausgezeichnet. Hat euch das überrascht?

Das kann man so sagen, denn unsere Musik entspricht nicht vordergründig dem, was sich die Meisten unter 'Weltmusik' vorstellen würden. Umso mehr hat es uns gefreut, dass wir damit Preisträger wurden. Danke nochmals!

Ihr habt nun über die hessischen wie die bundesweiten Wettbewerbskonzerte fast dreißig Bands live erlebt. Was sind eure Eindrücke?

Sowohl in Hessen wie auf Bundesebene gab es ein sehr breites Spektrum an beteiligten Bands und Musikstilen. Das ist sehr anregend und spannend, diese Vielfalt live zu erleben, Creole sozusagen im Gesamten.

Die Form des Wettbewerbs ist unter Musikern ja grundsätzlich nicht unumstritten. Wie steht ihr dazu?

Wir hätten einen Alternativvorschlag: Auf Regionalebene - Wettbewerb, auf Bundesebene - Festival. Die Preisträgerbands bekommen eine Gage und viel Raum zur musikalischen Begegnung. Denn letztendlich spielen Bands auf einer Bühne, die dem Publikum auch ohne Wettbewerbshintergrund ein wunderbares und vielfältiges Festival bieten könnten. Und gerade, weil so unterschiedliche Jurys in den Regionalwettbewerben ihre Favoriten nach Berlin schicken, entsteht diese besondere Mischung, die vielleicht aus marktorientierten Aspekten oder Stilvorlieben nur eines Veranstalters so nicht entstehen würde.

Bestimmte Aspekte wie Instrumentenbeherrschung, Dramaturgie etc. lassen sich durchaus vergleichen und bewerten. Ein spezielles Problem bei creole aber liegt in der eigentlichen Unvergleichbarkeit der unter der ebenfalls nicht unproblematischen Etikette "Weltmusik" dargebotenen Stilistiken, künstlerischen und kulturellen Bezüge und Bearbeitungen. Es müssen also nicht nur Äpfel mit Birnen verglichen werden, sondern auch mit Mangos oder Kiwis. Wie seht ihr dieses Dilemma aus Künstlersicht?

Da sprichst du die größte Problematik dieses Wettbewerbes aus unserer Sicht an: Wie soll man ein Duo mit einem Quartett mit einem Oktett vergleichen? Wie soll man Bands miteinander vergleichen, die nur Eigenkompositionen spielen, während andere hingegen nur 'Bearbeitungen'? Wie Expressionismus mit Ikonografie, wie Rock mit Avantgarde usw.? Aus unserer Sicht unlösbar. Dazu müssten weitere Kategorien eingeführt werden, was aber auch nicht weiterhelfen würde.

Was wir am Ende schade fanden, dass kein Ausreißer sowohl in der Besetzung - kleinere oder größere Besetzung als 4 oder 5 Personen - wie im musikalischem Wagnis Preisträger wurde, sondern die Präferenz der Jury doch sehr linear war, oder, um bei deinem Früchtebild zu bleiben, nur Pfirsiche im Obstkorb lagen und keine einzige Stachelbeere.

Anspruch von creole - Weltmusik aus Hessen bzw. creole - Weltmusik aus Deutschland ist es, den Bands aus den weltmusikalischen Bereichen ein Forum zu bieten, auf sie aufmerksam zu machen, aber auch, die Akteure untereinander in Austausch zu bringen oder zu vernetzen. Wie sind eure bisherigen Erfahrungen?

stimmig hat durch den Wettbewerb einige neue Auftritte erhalten, die ohne Creole-Preis nicht entstanden wären, wie zum Beispiel die Möglichkeit eines Konzertmitschnitts durch den Hessischen Rundfunk im Schlachthof Kassel. Wir kokettieren immer mit der Aussage: ,Wir sind 'schwer vermittelbar', was in der Hinsicht stimmt, dass wir bestimmte marktgängige Klischees zuerst einmal nicht bedienen. Die Resonanz des überraschten Publikums ist hingegen sehr positiv, gerade weil wir Hörgewohnheiten aufweiten. Deshalb danke für die Laks-Kulturtour und den beteiligten Zentren für Euer aller Engagement! Wir hatten somit gute Gelegenheit, uns an stimmigen Orten zu präsentieren, was für uns wirklich wichtig ist.

creole betont den bereichernden Aspekt durch das Vermischen unterschiedlicher Einflüsse und Herkünfte, das Entstehen von Neuem und möchte über den künstlerischen Aspekt auch die gesellschaftspolitische Bedeutung von Kunst und Kultur akzentuieren. Spielt das für euch eine Rolle?

Wir sind zwei Musiker, die immer schon offene Ohren für ganz verschiedene Musikstile hatten und deshalb auch musikalisch vielfältig sowohl im Duo stimmig wie auch in anderen Formationen arbeiten. Wir versuchen, diese unterschiedlichen Einflüsse durch uns zu filtern und dieses Filtrat in Musik zu verwandeln. Was herauskommt, ist letztendlich etwas Neues, keine Kopie vom Original, sondern ein Kunstprodukt mit 'Erinnerungen an'.

Gibt es sonst noch etwas, was du an dieser Stelle loswerden möchtest?

Im Vergleich Regionalwettbewerb in Wiesbaden mit Bundeswettbwerb Berlin liegt Wiesbaden eindeutig vorne im Bezug auf Raum bieten für Begegnung unter den Musikern. Da möchten wir dafür werben, für die zukünftigen Wettbewerbe noch mehr Priorität auf räumliche Voraussetzungen zu setzen, die dazu verleiten, miteinander ins Gespräch zu kommen, vielleicht auch musikalisch.

Das Interview führte: Bernd Hesse © 2009 LAKS Hessen e.V, www.laks.de