Bewährtes sichern und neue Impulse setzen

Ingmar Jung, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst

Seit dem 1. September 2010 ist Ingmar Jung Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Im Interview mit der LAKS äußert sich der 32jährige Rheingauer zu seinem bisherigen beruflichen Werdegang, seinen ersten Erfahrungen in der neuen Funktion und den kulturpolitischen Herausforderungen der kommenden Jahre.

Herr Staatssekretär Jung, zum Einstieg: Was war Ihr erster oder wichtigster Zugang zu Kunst und Kultur?

Ein Besuch als Schüler im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, der mich so gefesselt hat, dass ich das Museum noch heute gerne besuche.

Zu welcher Veranstaltung hat es Sie zuletzt gezogen?

In die Ausstellung "Das Geistige in der Kunst - Vom Blauen Reiter zum Abstrakten Expressionismus" im Museum Wiesbaden.

Ihr Lieblingsbuch / -Schriftsteller:

Bernhard Schlink "Der Vorleser"

Ihre Lieblings-CD / -Band:

Die britische Pop-Rock-Band "Coldplay".

Ihr Lieblingsfilm:

Ein Klassiker: "Die Feuerzangenbowle" mit Heinz Rühmann.

Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: Kunst und Kultur sind ...

....unverzichtbare, identitätstiftende Bausteine unserer Gesellschaft.

Ihre Berufung zu diesem Amt kam durchaus etwas überraschend. Wie ist Ihr bisheriger beruflicher Werdegang?

Meine Berufung mag den einen oder anderen überrascht haben. Politisch aktiv bin ich allerdings seit rund zehn Jahren - seit 2001 als Stadtverordneter in meiner Heimatstadt Eltville am Rhein, seit 2007 als stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU Rheingau-Taunus und seit 2009 als Landesvorsitzender der Jungen Union Hessen. Beruflich war ich seit 2007 als selbstständiger Rechtsanwalt in Eltville am Rhein tätig.

Sie sind nun einige Monate im Amt. Mit welchem Anspruch gehen Sie an Ihre Aufgabe heran? Was sind Ihre ersten Erfahrungen?

Wissenschaft, Forschung und kulturelle Bildung gehören zu den Zukunftsthemen für unser Land. Hier gilt es, auch und gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, Bewährtes zu sichern und neue Impulse zu setzen. Das Ministerium für Wissenschaft und Kunst verfügt dabei über kompetente und engagierte Mitarbeiter.

Das Land Hessen steht vor großen Herausforderungen: Die Krise der Öffentlichen Haushalte, der demografische Wandel oder die Gestaltung zukunftsgemäßer Rahmenbedingungen für Bildung und damit auch für Kulturelle Bildung. Wie bringt sich Ihr Haus in die Bewältigung dieser Aufgaben ein?

Das Land und die Kommunen stehen gleichermaßen vor großen Herausforderungen, die nach vielleicht auch unbequemen Entscheidungen verlangen. Ein zentrales Ziel des Landes ist es, bis 2020 zu einem Haushalt ohne Nettoneuverschuldung zu gelangen - Stichwort: Schuldenbremse. Der notwendige Handlungsspielraum muss im Interesse der Zukunftsfähigkeit unseres Landes und künftiger Generationen gewährleistet bleiben. Dabei setzt die Landesregierung Prioritäten auf den Gebieten Bildung und innere Sicherheit. Um die Handlungsfähigkeit der Kommunen zu sichern, wurde der Schutzschirm "Gemeinsam für starke Kommunen in Hessen" gespannt: Das Land ist bereit, hochverschuldeten Kommunen Hilfe zu Selbsthilfe zu leisten und deren Verbindlichkeiten nach dem Bedürftigkeitsprinzip in einem kommunalen Gemeinschaftsfonds zu bündeln sowie die langfristige Tilgung in Höhe von bis zu drei Milliarden Euro aus Landesmitteln leisten. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst legt besonderes Augenmerk auf den effizienten Einsatz von Fördermitteln.

In weiten Teilen der Kulturszene blickt man angesichts zunehmend unsicherer werdender Öffentlicher Förderungen und wachsender bürokratischer Hemmnisse in eine ungewisse Zukunft. Was kann, was will, was wird das Land Hessen hier leisten?

Ich teile die Einschätzung "wachsender bürokratischer Hemmnisse" nicht. Meine Gespräche mit Verantwortlichen im Wissenschafts- und im Kulturbereich zeigen mir, dass die Landesverwaltung als leistungs- und vor allem dienstleistungsorientiert wahrgenommen wird. Gesetzliche Regelungen müssen freilich eingehalten werden. Dazu gehört der sorgsame Umgang mit Landesmitteln - also dem Steuergeld der Bürgerinnen und Bürger. Da gilt der Grundsatz, dass diese Mittel sparsam, wirtschaftlich und zweckentsprechend verwendet und auch dementsprechend abgerechnet und nachgewiesen werden. Zu Ihrem Punkt "ungewisse Zukunft" weise ich darauf hin, dass die Kulturausgaben im laufenden Landeshaushalt im Vergleich zu 2010 nicht gekürzt worden sind. Klar ist allerdings auch, dass die kulturelle Grundversorgung der Bürgerinnen und Bürger mit Musikschulen, Bibliotheken, Kulturangeboten am Ort eine kommunale Aufgabe ist. Das Land kann hier nur subsidiär unterstützen.

Sie kennen das Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden aus der Sicht des Nutzers von einigen Konzerten. Welche Bedeutung hat für Sie der Schlachthof Wiesbaden für Stadt und Region, welche - sofern Sie das bereits überschauen können - die soziokulturelle Szene für Hessen?

Das Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden findet weit über die Stadtgrenzen hinaus große Akzeptanz und Anerkennung als Veranstaltungsort für besondere Musikereignisse. Ich begrüße es deshalb, dass sich die Stadt Wiesbaden zu umfangreichen Investitionen entschlossen hat, um diese "Location" mit moderner Ausstattung auch für die nächsten Jahrzehnte attraktiv und nutzerfreundlich zu erhalten. Dazu gehört übrigens auch ein Sicherheitskonzept, das es Kindern und Jugendlichen ermöglicht, Kulturveranstaltungen zu besuchen, ohne Angst vor Gewalt habe zu müssen. Das Kulturzentrum Schlachthof bietet, wie auch die soziokulturelle Szene insgesamt, mit großem Engagement ein vielseitiges und spannendes Kulturangebot für die Bürgerinnen und Bürger - und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität in Hessen.

Herr Staatssekretär, wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte: Bernd Hesse © 2010 LAKS Hessen e.V, www.laks.de