LAKS-Kulturtour 2011: Conjunto Creolo Tour

Interview mit dem Schlagzeuger Markus Leukel

Bei der Conjunto Creolo-Tour Sommer 2011 dürfen sich die Besucher der Konzerte auf brasilianische und kapverdische Rhythmen, jazzige Harmonien und eine fast schon akrobatisch zu nennende Gesangstechnik von Patrick de Santos und Band freuen. Der Sänger und Gitarrist von den Kapverdischen Inseln, der in den USA bereits dreimal den Washington Area Music Award als bester Latin-Sänger erhalten hat, ist erstmals auf deutschen Bühnen zu sehen und zu hören. Er wird begleitet von einer bestens eingespielten Band mit Gerd Stein an der Gitarre, Peter Herrmann am Bass und dem Schlagzeuger Markus Leukel, mit dem wir dieses Interview führten.

Hallo Markus, bitte beschreibe uns kurz, was die Conjunto Creolo-Tour ausmacht.

Das Conjunto Creolo ist ein Zusammenschluß von Musikern, die sich für afro-lateinamerikansiche Musik begeistern und, neben einem umfangreichen eigenen Konzert-Programm, auch immer wieder Gastmusiker, vor allem von den Kapverdischen Inseln, für gemeinsame Tourneen einladen. Dieses Jahr haben wir Patrick de Santos zu Gast. Nachdem wir 2009 mit den Estrelas do Fogo und 2010 mit Sadia eher traditionelle Musik der Kapverden präsentiert haben, ist unser Programm in diesem Jahr sehr stark von der brasilianischen Musik beeinflusst. Cabo Verde und Brasilien, beides ehemalige portugiesische Kolonien, blicken auf eine mehr als 500-jährige gemeinsame Geschichte zurück, bei der Brasilien die Rolle des großen Bruders zufiel. Entsprechend stark ist bis heute der brasilianische Einfluss in der kapverdischen Musik. Unsere Zuhörer erwartet also in diesem Jahr eine bunte Mischung aus Samba, Bossa Nova, Baiao, Afoxé, Chorinho u.v.m, mit entsprechendem Freiraum für Improvisationen. Patricks stimmliche Fähigkeiten sind phänomenal und mit Gerd Stein an der Gitarre und Peter Herrmann am Bass sind weitere exzellente Musiker dabei. Ja, und ich freue mich auch schon auf die ein oder andere Soloeinlage am Schlagzeug.

Wie kam es zur Arbeit mit Patrick de Santos und Band?

Ich verbringe ziemlich viel Zeit in Mindelo und Patrick brauchte im Oktober 2010 einen Drummer/Perkussionsten. Jemand hatte ihm meine Telefonnummer gegeben und so spielten wir einige Konzerte zusammen. Zu diesem Zeitpunkt war die Conjunto Creolo Tour 2011 bereits in Planung, ich hatte mich aber noch nicht für einen Gastmusiker entschieden. Nach den Konzerten mit Patrick war klar, dass er genau der richtige für die kommende Tour wäre und er sagte auch sogleich zu.

Wir möchten einiges über Markus Leukel und seine Projekte erfahren...

Ich habe 2008 zum ersten Mal die Kapverden bereist. Als Schlagzeuger und Perkussionist interessierten mich vor allem die traditionellen Rhythmen der Inseln. Schon nach der ersten Reise war ich total fasziniert von Land und Leuten. Mit jeder Reise ergaben sich weitere Kontakte. So kamen die beiden Tourneen 2009 und 2010 zustande. Ich engagiere mich sehr stark auf der Insel Fogo für ein Musikschulprojekt, welches leider im Moment etwas auf Eis liegt, weil die mir zugesicherte Unterstützung seitens meiner kapverdischen Partner bislang noch nicht eingetroffen ist. Dafür bin ich sehr aktiv in Mindelo, der zweitgrößten Stadt und dem kulturellen Zentrum der Kapverden. Dort unterrichte ich an der "Academia de Música Jotamonte" Schlagzeug und Perkussion, habe verschiedene Bandprojekte, gebe Workshops an der staatlichen kapverdischen Universität und organisiere und leite Workshopreisen für interessierte Musiker aus Deutschland und den Nachbarländern. In Deutschland unterrichte ich nach wie vor blockweise an der Rock/Pop/Jazz-Akademie Mittelhessen (RPJAM) und ich produziere regelmäßig online-Lehrvideos für den Musik-und Media Verlag in Köln.

Wo spielen sich die Projekte ab und warum?

Einen großen Teil des Jahres verbringe ich in Mindelo. Die Stadt ist einfach großartig. Es gibt eine tolle Musikszene dort, viele Auftrittsmöglichkeiten und jede Menge talentierte junge Musiker.

Welche Beziehungen gibt es zur Soziokultur / zu den Spielorten in Hessen?

Ich habe fast 25 Jahre im Raum Gießen gelebt und dort Musik gemacht, da kennt man die Veranstalter. Bei der Organisation der Tourneen greife ich daher immer wieder gerne auf die alten Kontakte zurück. Über die Jahre hat sich ein vertrauensvolles, oft auch freundschaftliches Verhältnis aufgebaut, welches für das booking sehr hilfreich ist. Unsere Gastmusiker sind ja in der Regel hierzulande vollkommen unbekannt. Da ist es wichtig, dass die Veranstalter mir vertrauen.

Was erwartet die Zuhörer/-schauer beim aktuellen Projekt?

Unser Programm 2011 ist weniger melancholisch als in den beiden Vorjahren. Die berühmte kapverdische "Sodade" lassen wir zuhause und versprühen in diesem Jahr brasilianisches Temperament. Niemand wird nach einem Konzert behaupten können, es wäre ja wie in den Vorjahren gewesen.

Inzwischen ist die Conjunto Creolo-Tour und auch der Sommer 2011 beendet. Welche Erfahrungen, Berichtenswertes, Begebenheiten - auch bezüglich der Laks Hessen - sind festzuhalten?

Das Wichtigste zuerst: es hat alles wunderbar geklappt!

Einige Gedanken zur Band:

Mit der Verpflichtung von Patrick de Santos als Gastmusiker hatten wir die Messlatte ziemlich hoch gehängt. In den Vereinigten Staaten spielte er bereits mit der créme de la créme brasilianischer Musiker und es war fraglich, ob er mit uns Gringos überhaupt klar kommt. Wir haben auch wirklich die drei Ganztagsproben gebraucht, um uns als Band einzugrooven. Natürlich hatte sich jeder einzelne von uns schon vorher intensiv mit den Stücken auseinander gesetzt.

Das erste Konzert im Franzis war noch etwas holprig. Das lag aber auch daran, dass sich Patrick bei seinem Ausflug nach Frankfurt verschätzt hatte und erst viel zu spät im Club ankam so dass er ohne Soundcheck auf die Bühne musste. Am nächsten Tag in Staufenberg war es dann schon ganz anders. Wir machten in aller Ruhe unseren Soundcheck und das Konzert am Abend war geradezu magisch, nicht zuletzt auch wegen der fantastischen Kulisse in der Oberburg.

Und so ging es weiter: mit jedem Konzert kam mehr Sicherheit in das Zusammenspiel und spätestens der Auftritt auf dem Marburger Stadtfest zeigte, dass es die hessischen Gringos sehr wohl verstanden, dem kapverdischen Ausnahmemusiker Patrick de Santos ein Fundament zu liefern, auf dem er alle Register seines Könnens ziehen konnte.

Ein besonderes Highlight war für mich der Auftritt in Kassel. An einem Mittwochabend war der Konzertsaal gut gefüllt und der lokale Tontechniker verstand es, in der intimen Atmosphäre des Schlachthofs einen Sound zu kreieren, der keine Wünsche offen ließ. Wenn man sich auf der Bühne so wohl fühlt, ist es ein Genuss, zu musizieren und es gab viele Momente, in denen unsere spontanen Improvisationen eine neue Qualität erreichten. Das Publikum nahm dies Dankbar zur Kenntnis.

Wie war die Zusammenarbeit mit den lokalen Veranstaltern?

Sowohl im Vorfeld als auch bei der Durchführung der Konzerte lief alles in gewohnt guter Manier ab. Die Bewerbung der Konzerte war ausgezeichnet, der LAKS hatte in Eigenregie nochmals Flyer drucken lassen und so waren alle Konzerte, bis auf den Auftritt in Nidda, gut bis sehr gut besucht. Hier auch ein großes Lob an die lokale Presse, die sowohl bei den Ankündigungen als auch dann nach den Konzerten detailliert über unsere Tour berichteten.

Ein Ausblick nach der Tour?

Nach der Tour musste ich erst einmal tief durchatmen. Schließlich hat mich dieses Projekt seit Oktober 2010 beschäftigt. Anfangs schien es sehr schwierig zu werden, auf eine genügende Anzahl an Konzerten zu kommen und es war auch fraglich, ob die Sponsoren bei dieser Tour mitspielen. Zwischendurch gab es Momente, an denen ich kurz davor war, alles abzusagen. Um so größer ist jetzt meine Erleichterung, dass alles so gut funktioniert hat. Ich habe auch schon wieder Lust, über eine Tour 2012 nachzudenken, an interessanten kapverdischen Gastmusikern besteht zumindest kein Mangel.

Die Conjunto Creolo-Tour im Sommer 2011

  • 30.06. Wetzlar, Franzis
  • 01.07. Burg Staufenberg, open air
  • 02.07. Fulda, Kulturzentrum Kreuz
  • 03.07. Siegen, Schlosspark
  • 06.07. Kassel, Schlachthof
  • 08.07. Marburg, Stadtfest "3TM"
  • 09.07. Lich, Synagoge
  • 10.07. Braubach, Weißer Schwan
  • 15.07. Schloßpark Laubach, open air Kino
  • 16.07. Nidda, Lokschuppen
  • 21.07. Hachenburg, Alter Markt
  • 22.07. Café Giramondi, Giessen
  • 24.07. Schloss Romrod, Kino-Sommer

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Das Interview führte: Bernd Hesse © 2011 LAKS Hessen e.V, www.laks.de