Gewachsene Kultur

Seit mittlerweile 25 Jahren sorgen die Akteure des Kulturcafés Groß-Gerau für kulturelle Vielfalt. Dabei reichen die Anfänge noch einige Jahre zurück, wie Mitbegründer und Immer-Noch-Aktiver Walter Seeger im Interview mit der LAKS zu erzählen weiß.

Walter, wann seid ihr gestartet und wie kam es zu eurer Initiative?

Im Frühjahr 1985 trafen sich erstmals junge Groß-Gerauer, welche das Fehlen eines nicht-kommerziellen Treffpunktes monierten. Darüber hinaus sollten hier kulturelle und gesellschaftspolitische Veranstaltungen stattfinden. Außerdem wünschte man sich Räumlichkeiten für die Treffen vielfältiger Gruppen und Initiativen.

Wie ging es weiter?

Rund 50 mehr oder weniger aktive Leute bildeten Arbeitsgruppen, gründeten einen gemeinnützigen Verein, besuchten Kulturzentren mit Vorbildcharakter, sprachen mit politischen Entscheidungsträgern, machten Demos und viel Wirbel in der Presse. Vier Jahre lang wurde um das Kulturcafé gerungen. In dieser Zeit organisierte man Veranstaltungen in der Aula des Gymnasiums, im Jugendzentrum, in Turnhallen, auf Plätzen und bei Festen. Am 30. April 1989 konnte man endlich im umgebauten Alten Amtsgericht direkt in der Stadtmitte eröffnen. Hier hatten wir die Verantwortung für eine Gaststätte, einen Saal und den Biergarten. Die Gastronomie wurde unterverpachtet.

Wo steht ihr jetzt? Was sind eure Aktivitäten? Wer ist aktiv?

Das Kulturcafé ist heute ein sehr wichtiger Eckpfeiler im Kulturangebot der Kreisstadt Groß-Gerau und allgemein anerkannt. Es gibt nach wie vor Konzerte vieler Stilrichtungen, Theater, Kabarett, Comedy und unzählige Vorträge zu diversen Themen. Dutzende Institutionen, Vereine und Gruppierungen nutzen den Saal für ihre Aktivitäten. Von den aktuell 120 Vereinsmitgliedern sind etwa zehn Personen aus der Altersklasse Ü40 aktiv.

An welche Veranstaltung oder welches besondere Ereignis erinnert ihr euch am liebsten?

Bei weit über 1.300 großen Veranstaltungen (ohne Vorträge oder Ähnlichem) ist diese Frage nicht leicht zu beantworten. Highlights waren sicherlich die Open-Air-Konzerte in den Jahren 1999 und 2000 im Schloss Dornberg. Herausragend war für mich persönlich einfach der Tag der Eröffnung des Kulturcafés nach vier mühsamen Jahren, als alles fertig war und Hunderte von Besuchern herbeiströmten.

Wie werdet ihr das Jubiläum begehen?

Im Laufe des Jahres finden zahlreiche 'Best of'-Veranstaltungen statt, bei denen meist Künstler und Bands auf der Bühne stehen, die in den letzten 25 Jahren öfters zu Gast im Kulturcafé waren. Außerdem gibt es einen Jubiläumsabend mit geladenen Gästen und einem bunten Programm sowie im Herbst einen Abend mit allen Saalnutzern.

Wie bewertet ihr eure bisherige Entwicklung? Seid ihr zufrieden mit dem Erreichten? Wo nicht?

Es war über all die Jahre im Wesentlichen eine positive Aufwärtsentwicklung feststellbar. Personen und manche Umstände wechselten zwar, aber wir konnten uns stets mit den Gegebenheiten arrangieren und daran wachsen. Grundsätzlich würde ich sagen, dass wir weitgehend zufrieden sind. Natürlich wäre Vieles verbesserungswürdig, vor allem bei der räumlichen und personellen Ausstattung. Von einer angemessenen Vergütung ganz zu schweigen. Ein Kulturzentrum nahezu ehrenamtlich zu leiten ist eigentlich nicht hinnehmbar.

Wo seht ihr euch in 5 Jahren?

Es dürfte keine großen Veränderungen geben. Vielleicht ein wenig im personellen Bereich, - wir werden alle nicht jünger. Auch wenn die Stadt Groß-Gerau wie alle Kommunen sparen muss, gehe ich nicht davon aus, dass man uns wesentliche Kürzungen auferlegen wird. Nirgendwo wird den Bürgern für so wenig Geld so viel Kultur geboten wie durch die Arbeit des Vereins Kulturcafé.

Wo in 20 Jahren?

Das ist eine lange Zeit. Bis dahin müsste es auf jeden Fall einen Generationswechsel geben. Oder wir machen einfach mit Senioren-Rock-Veranstaltungen weiter.

Walter, vielen Dank und alles Gute!

Das Interview führte: Bernd Hesse © 2014 LAKS Hessen e.V, www.laks.de