Vielfalt statt Einfalt - Soziokultur in Hessen

Unter dem programmatischen Motto „Vielfalt statt Einfalt“ finden jährlich weit über 4.000 Veranstaltungen in den hessischen Soziokulturzentren statt.

Das Spektrum reicht von Theater, Musik, Literatur, Film bis hin zu Bildender Kunst. Viele dieser Veranstaltungen und Veranstaltungsreihen (z.B. „female voices“) finden in Kooperation mit gesellschaftspolitisch oder kulturell aktiven Gruppierungen oder Personen statt, denn Soziokulturelle Zentren sind offen für Ideen, Wünsche und Anregungen. Dementsprechend gibt es eine große Nähe der Einrichtungen zu den vorhandenen Szenen vor Ort, was sich wiederum gegenseitig befruchtet, denkt man z.B. an die poetry slams im Kulturpalast Wiesbaden oder die freie Theater- und Schultheaterszene in der Kulturfabrik Salzmannin Kassel.

Mittlerweile greifen auch viele Städte oder Unternehmen auf das vorhandene vielfältige KnowHow zurück. So richtet mittlerweile der Schlachthof Wiesbadendas ehemals städtische Festival „Folk im Garten“aus, und das Kulturzentrum Schlachthofist Träger eines Jugendzentrums. Und selbst die Weltkunstschau documenta ging 2007 bewusst wegen der gesellschaftspolitischen Strahlkraft auf die Soziokultur zu und suchte eine institutionelle Zusammenarbeit mit eben diesem Kulturzentrum Schlachthof. Typisch soziokulturell ist auch das Entwickeln und Fördern neuer Formate oder Aktivitäten wie creole – Preis für Weltmusik aus Hessen, der sich der Förderung der weltmusikalischen Szene in Hessen und Deutschland verschrieben hat.


Erscheinungsformen

Soziokulturelle Zentren und Initiativen sind an vielen Orten zu finden: in Großstädten, in Klein- und Mittelstädten, aber auch im ländlichen Raum. Dabei ist das äußere Erscheinungsbild durchaus unterschiedlich. Nicht selten findet sich eine kulturelle Umnutzung ehemaliger Industriebrachen. So wurde aus einer ehemaligen Schlachtehalle in Wiesbaden das Kommunikations- und Kulturzentrum Schlachthof, das einige Tausend Menschen fasst und mittlerweile nicht nur im nationalen, sondern internationalen Spitzenbereich von Musikveranstaltern mitmischt. Stadtentwicklung durch Kultur, ein typisch soziokulturelles Handlungsfeld.

Eine unverzichtbare Rolle spielen auch die vielen Soziokulturellen Zentren in den hessischen Klein- und Mittelstädten. Hier sind sie nicht selten neben lokalen Kinos die einzigen Ganzjahreskulturanbieter. Was wäre beispielsweise die osthessische Stadt Bad Hersfeld außerhalb der Bad Hersfelder Festspiele ohne das Buchcafé Bad Hersfeld? Was die Studentenstadt Marburg ohne das KFZ, das Traumaund die Waggonhalle ? Einen großen Beitrag zur interkulturellen Verständigung leistet auch das Zentrum für Interkulturelle Bildung und Begegnungin Gießen. Und wer sagt, dass auf dem Lande nichts los sei? Initiativen wie künstLich e.V. im mittelhessischen Lich, die Kulturinitiative Hängnichrum e.V. im nordhessischen Berkatal oder die Schlüsselbume in Eschwege-Niederhone beweisen eindrucksvoll das Gegenteil.

Dies geschieht natürlich nicht nur in den Soziokulturellen Zentren, die ein spartenübergreifendes und ausdifferenziertes Angebot bereitstellen, sondern es gibt in Hessen zudem viele Gruppen und Projekte, die sich in ihrer Arbeit auf spezielle Tätigkeitsfelder oder Zielgruppen beschränken, z.B. Theater mit psychisch kranken Menschen wie das Theater Chaosium (Kassel).