Die Stadtverordnetenversammlung hat sich entschieden, einen Kulturbeirat einzurichten. Zielsetzung ist die Stärkung des kulturellen Lebens in Wiesbaden und ein vielfältiges Miteinander der zahlreichen kulturellen Aktivitäten zu fördern. Der Kulturbeirat soll als unabhängiges Gremium den für Kulturangelegenheiten zuständigen Ausschuss der Stadtverordnetenversammlung beraten und unterstützen und zu kulturpolitisch relevanten Vorhaben Stellung nehmen.
Dem Kulturbeirat werden 25 Personen aus Politik und den verschiedenen Genres der Kultur angehören. Von den 25 Sitzen des Kulturbeirates werden acht Sitze durch Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverordnetenfraktionen besetzt. Je einen Sitz erhalten das Hessische Staatstheater Wiesbaden, die Volkshochschule Wiesbaden e. V., das Museum Wiesbaden - Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur, die Industrie- und Handelskammer Wiesbaden sowie die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. Direkt gewählt werden zwölf Kultur schaffende Bewerberinnen und Bewerber, die für acht Sparten kandidieren.
Auch Akteurinnen und Akteure aus den soziokulturellen Zentren Wiesbadens stellen sich zur Wahl. Im Interview mit der LAKS äußert sich Barbara Klaukien über die Motivation und Hintergründe ihrer Bewerbung.
Welche Ideen, Perspektiven, Wünsche oder Forderungen verbindest du mit dem Kulturbeirat?
Der Kulturbeirat ist für mich das Sprachrohr der Wiesbadener Kulturschaffenden und eine Brücke zu den Bedürfnissen der Kulturgenießer und -nutzer. Letztere müssen ebenfalls berücksichtigt werden, da Kultur ein wichtiger Faktor für die Bildung ist. Die Zusammenarbeit der kompetenten Partner im Beirat schafft das Fundament für einen zukünftigen Kulturentwicklungsplan für unsere Stadt und ihrer kulturellen Entwicklung. Meine eigenen Ideen werde ich zwar einbringen, aber wichtig ist der Blick auf die gesamten Vertreter des Kulturbereiches. Nicht die Ideen des Einzelnen sind gefragt, sondern die Frage ist, was braucht die Kultur in Wiesbaden. Und wie kommt die Kultur in Wiesbaden zu einem neuen Stellenwert. Verantwortungsvoll die Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur in Wiesbaden gestalten!
Für welchen Bereich kandidierst du? Warum für diesen Bereich?
Ich kandidiere für einen spartenunabhängigen Platz. Mein Arbeitsschwerpunkt liegt zwar im Theater-Bereich, aber durch meine Projekte arbeite ich im pädagogischen Bereich genauso wie in Kooperation mit Museen und recherchiere die Stadtgeschichte. Als 1. Vorsitzende des Kulturpalast Wiesbadens bin ich ehrenamtlich für eine soziokulturelle Einrichtung tätig und unterstütze im Vorstand der Bergkirchenkulturtage die Kulturschaffenden des Viertels. Diese Einblicke und Arbeitsschwerpunkte ermöglichen mir den Blick über den Tellerrand.
Was war ausschlaggebend für deine Bewerbung?
Mich aktiv innerhalb der Stadt Wiesbaden zu beteiligen ist mir sehr wichtig. Sie liegt mir am Herzen, und etwas bewegen kann ich letztendlich nur, wenn ich es auch anpacke.
Was möchtest du in den Kulturbeirat einbringen?
Wichtig sind mir eine transparente Kommunikation und die offene und ehrliche Diskussion. Kooperationen werden gebraucht, um Kräfte zu bündeln und sinnvoll einzusetzen. Der Erhalt der freien Kulturarbeit ohne Mainstream und Fließbandproduktion ist ein weiterer wichtiger Faktor, den es zu stärken gilt, d.h. qualitativ gute, freie künstlerische Arbeit muss erhalten und gefördert werden. Es braucht einen fairen und transparenten Katalog für die Förderungen durch die Stadt, damit sichtbar ist, mit welchen Kriterien welcher Kulturträger gefördert wird und gefördert werden kann. Eines meiner wichtigsten Ziele ist, die kulturellen Angebote auch den Menschen zugänglich zu machen, die sich diese nicht leisten können. Ich mache mich stark für die Teilhabe aller an der Wiesbadener Kultur. Kultur ist in unserer Gesellschaft unglaublich wichtig als Brückenbauer, als Vermittler, als Boden für unsere Entwicklung. Außerdem muss es eine Koordinationsstelle der vielen unterschiedlichen Vereine, Stellen und Anbieter geben, die in Sachen „Kultur in Wiesbaden“ arbeiten. Wiesbaden hat so viele Angebote und Möglichkeiten für die unterschiedlichen Generationen, aber es fehlt ein zentraler, übersichtlicher Anlaufpunkt. Insbesondere die ehrenamtlichen Institutionen müssen hier unterstützt werden.
Du bist bereits im Arbeitskreis Stadtkultur aktiv. Was verbirgt sich dahinter und was waren bzw. sind eure Aktivitäten?
Der Arbeitskreis Stadtkultur Wiesbaden ist ein Zusammenschluss von mehr als 30 freien Kulturträgern, -initiativen und -vereinen. In den AK Stadtkultur kam ich erst Anfang 2015, nachdem ich die Initiative „Wiesbaden ist Kultur – Kultur in Wiesbaden“ gegründet habe. Wir brauchen ein kulturelles Netzwerk in dieser Stadt, das Kulturschaffenden einen Austausch bietet, Förderungen auflistet, Kooperationen anbietet, usw. Ich habe damals bereits mit Hilfe der „Wiesbadener Visionen“ eine Homepage für Kulturschaffende und Kulturgenießer erstellt, die man unter <link wiesbadenervisionen.de/kultur/>http://wiesbadenervisionen.de/kultur/</link> findet. Ich mache mich dort bereits für die Teilhabe aller an der Wiesbadener Kultur stark. Viele können sich die kulturellen Angebote nicht leisten oder haben sie überhaupt noch nicht kennengelernt. Kultur ist in unserer Gesellschaft unglaublich wichtig als Brückenbauer, als Vermittler, als Boden für uns.
Was sind deine beruflichen und / oder biographischen Hintergründe?
Als gebürtige Wiesbadenerin, Theaterschaffende und Kopf des „Freien Theaters Wiesbaden“ stehe ich seit über 10 Jahren auf und hinter der Bühne mit dem Schwerpunkt auf „Dramatisierung geschichtlicher Themen in Bezug auf Wiesbadener Menschen und Ereignisse“. Dazu erarbeite ich theaterpädagogische Konzepte für Museen und Bildungsinstitutionen. Durch meine fünf Kinder im Alter von 2 bis 18 Jahren wird mir täglich bewusst, wo Kultur in Wiesbaden für Kinder und Jugendliche gebraucht wird und wie wichtig es für ihre Entwicklung ist, dass sie aktiv daran teilnehmen können. Da wir in einem Vier-Generationen–Haus leben, erfahre ich immer wieder, wie wichtig die Teilnahme der älteren Generation an kulturellen Veranstaltungen ist und dass generationsübergreifende Projekte sehr wichtig sind um zu verbinden und zu sensibilisieren.
Gibt es sonst noch etwas, das du an dieser Stelle loswerden möchtest?
Gebt bitte bei eurer Wahl auch meinen parteiunabhängigen und freien Kulturkollegen eure Stimme. Ganz besonders lege ich euch meine Kollegen aus dem Arbeitskreis Stadtkultur ans Herz. Schaut mal unter <link www.kulturbeirat-wiesbaden.de>www.kulturbeirat-wiesbaden.de</link> . Danke für euer Vertrauen und eure Unterstützung!
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg.