Die Mischung macht's

Die offizielle Vereinsgründung der Maximal Kulturinitiative erfolgte 1994 mit der Anmeldung und dem Eintrag beim Amtsgericht Offenbach. Anfangs mit 15 bis 20 Veranstaltungen im Jahr hat der Verein im Laufe der Jahre sein kulturelles Angebot ausgebaut und bereichert inzwischen mit jährlich bis zu 70 Veranstaltungen die Kulturszene der Stadt Rodgau erheblich.

Die Kulturinitiative versteht sich als lebendiges, kulturelles Zentrum für Künstlerinnen und Künstler. Für das Gelingen und die professionelle Begleitung der Veranstaltungen sorgen das Vorstandsteam, sowie alle Vereinsmitglieder durch ihre Mitgliedsbeiträge und viele auch zusätzlich durch ehrenamtliche Unterstützung bei den Veranstaltungen. Zum 25-jährigen Jubiläum haben wir mit der Vorsitzenden Karin Wagner gesprochen.

 

25 Jahre Maximal Kulturinitiative. Ein Blick zurück. Wie sah Rodgau vor 25 Jahren aus?

Die hessische Gebietsreform hatte 1978 aus den fünf eigenständigen Dörfern Weiskirchen, Hainhausen, Jügesheim, Dudenhofen und Nieder-Roden zwar eine Stadt Rodgau gebildet, die einheimische Bevölkerung war damit allerdings alles andere als zufrieden. Jedes Dorf hatte seinen eigenen Heimat-, Sport- und Musikverein. Das Kulturangebot bestand überwiegend aus den traditionellen Vereinsangeboten der ehemals selbständigen Dörfer für ihre Mitglieder. Das war in den Neunzigern noch so. Für Rock, Blues oder gar Jazz gab es keinen Platz. Von Kunstausstellungen, Aktmalerei etc. ganz zu schweigen.  In dieser Situation kamen ein paar Idealisten und Musikbegeisterte zusammen, um Abhilfe zu schaffen. Dieter Stein, Hausbesitzer und damaliger Mäzen, stellte eine ehemalige Werkstatt zur Verfügung. Zunächst nur für Kunstausstellungen, später kam Musik und Theater hinzu. 2010 mussten wir die Halle verlassen. Nach zwei Jahren Wanderschaft in Schulaula, Bürgerhäusern, etc. haben wir eine ehemalige Weinstube angemietet und bieten seit 2012 unsere Veranstaltungen in intimer Clubatmosphäre an, die Publikum und Künstler gleichermaßen begeistert.

 

Was hat sich seither getan in Rodgau?

Rodgau hat inzwischen über 45.000 Einwohner und ist städtischer geworden. Die dörfliche Struktur ist zwar immer noch sehr präsent, aber es gibt viele „Neubürger“. Schon in den 70er Jahren hat sich beispielsweise die Einwohnerzahl in Nieder-Roden verdoppelt. Der Flughafen wurde ausgebaut und man hat schon damals den Leuten die S-Bahn versprochen, die dann erst 2001 eingeweiht wurde. Der Zuzug war enorm. Ich glaube, die Maximal Kulturinitiative war zur Vereinsgründung 1994 der erste Verein, der sich mit dem Zusatz „Rodgau e.V.“ auf die neue Stadt bezogen hat.
Heute haben wir ein festes Stammpublikum, wurden mit dem Kulturpreis des Kreises Offenbach und auch mit dem der Stadt Rodgau ausgezeichnet. Außerdem sind wir einer von nur fünf Trägern des Qualitätslabels „Vier Sterne Kultur im Kreis Offenbach“. Wir sind nicht mehr in der ehemaligen Werkstatt, sondern in der Eisenbahnstraße 13 und bieten – außer in den Ferien - jedes Wochenende ein attraktives Programm mit regionalen und auch internationalen Künstler*Innen. In der Anfangszeit gab es etwa 20 Veranstaltungen im Jahr. Da haben wir mächtig zugelegt.

 

Dann seid ihr also zufrieden mit eurer Situation?

Unsere Kulturinitiative ist einigen Beschränkungen ausgesetzt. Unsere Räume sind klein und nur angemietet. Die finanzielle Förderung der Stadt Rodgau ist bescheiden. Die kommunale Jahresförderung reicht nicht einmal, um eine Monatsmiete zu bezahlen. Glücklicherweise hat die hessische Landesregierung sowohl die Fördermittel für soziokulturelle Zentren angehoben als auch die Antragsformalitäten für LAKS-Mitglieder erleichtert. Beides hilft uns ungemein und stellt letztlich unsere Existenz sicher. Wie es in Zukunft weiter geht, wird sich zeigen. Wir brauchen – wie viele andere Initiativen und Zentren auch – jüngere Leute, die einsteigen, die Vorstandsarbeit mit der Organisation im Hintergrund einmal übernehmen. Wenn es die nicht gibt, wird es irgendwann auch für das Maximal schwierig.

 

Wie habt ihr euer Maximal-Jubiläum begangen?

Unser 25jähriges haben wir – wie das 20jährige auch – im Rodau-Park ganz in der Nähe unserer Location als Open-Air-Fest gefeiert. In die Eisenbahnstraße passen nicht einmal alle unsere Mitglieder. Da haben wir einfach nicht genug Platz. Und ja, auf das Open-Air-Fest im Park haben wir uns sehr gefreut. Wir hatten einen Riesenspaß und phänomenalen Zuspruch. Es war viel Arbeit und Vorbereitung aber der Vorstand arbeitet sehr gut zusammen und wir haben wirklich viele Unterstützer, auch von den Musikern. Im Vorfeld hatten wir uns überlegt, welche Bands wir gerne einladen würden und waren gespannt, wer Zeit hat. Alle Bands, die wir angefragt haben, haben zugesagt. Es gab keine Absagen. Alle unsere Wünsche wurden erfüllt - auch das Wetter hat mitgespielt. Es war einfach schön und man hat die Wertschätzung der regionalen Musikszene deutlich gespürt.

 

Was ist euer Erfolgsrezept?

Da kommt vieles zusammen. Eine große Rolle spielt sicherlich die Programmauswahl. Die Mischung macht‘s. Wir versuchen in jedem Monat ein abwechslungsreiches Programm auf hohem Niveau bei bezahlbaren Preisen anzubieten. Wir achten aber auch in anderer Hinsicht auf Qualität und stecken beispielsweise viel Energie in unsere Öffentlichkeitsarbeit. Wir sind bei facebook präsent und betreiben einen eigenen Youtube-Kanal. Es gibt jeden Monat einen gedruckten Programm-Flyer und ein Monatsplakat. Die Presse wird selbstverständlich ebenfalls regelmäßig - und die Monatsblätter entsprechend langfristig im Voraus - mit gutem Text und Bildmaterial informiert. Wir fragen bei den Bands auch mal nach, wenn der Text missverständlich ist oder das Fotomaterial zum Drucken nicht geeignet ist. Auch bei der Verpflegung unserer Gäste und Künstler achten wir auf ein attraktives und qualitativ hochwertiges Angebot und haben deshalb Bio-Bier, Bio-Wein, Bio-Sekt und Fair-Trade-Kaffee im Ausschank.

 

Woher kommt euer Publikum?

Unser Publikum kommt aus der ganzen Region. Also keineswegs nur aus Rodgau, sondern auch aus Offenbach, Rödermark, Gelnhausen, Langenselbold, Kriftel.
Die Leute nehmen sogar längere Anfahrten in Kauf, wenn Qualität, Atmosphäre und Preis stimmen. Dann fahren Fans für ihre Band auch noch weitere Strecken. Wenn die Maximal-Bühne die einzige Station in Hessen oder sogar in Deutschland ist, kommen die Besucher schon mal aus Aschaffenburg, Nürnberg, Würzburg oder Hamburg und planen auch entsprechende Hotelübernachtungen mit ein. Die persönlichen Empfehlungen – also die „Mund zu Mund-Propaganda“ unserer Gäste – wirkt sicherlich mit am effektivsten. Zufriedene Besucher, die wegen einem bestimmten Künstler gekommen sind, kommen mit hoher Wahrscheinlichkeit bei passender Gelegenheit wieder.

 

Worauf legt ihr Wert bei der Programmgestaltung?

Wir laden gerne Musiker*Innen und Künstler*Innen ein, die Neues ausprobieren, die interessante eigene Projekte entwickeln mit eigenen Songs, Kompositionen und Texten. Die Stilrichtung ist da nicht so entscheidend. Wobei Hard Rock, Heavy Metal, Punk u.ä. bei uns eigentlich keine Chance haben. Dafür ist unsere Bühne einfach zu klein. Ansonsten sind wir sehr offen – auch für Experimente und Projekte fernab des Mainstreams.

 

An welche Veranstaltung oder welches besondere Ereignis erinnert ihr euch am liebsten?

Das ist schwer zu sagen. Es gibt einfach sehr viele Künstlerinnen und Künstler, Bands, Musikerinnen und Musikern, die einem da einfallen und an die man sich gerne erinnert. Sehr präsent ist aktuell einfach noch unser Jubiläums-Open-Air. Das bleibt uns sicher allen noch lange in Erinnerung, weil es mit viel Arbeit und Aufwand verbunden war, alles phantastisch gut geklappt hat und weil wir so viel Unterstützung auch von den Musikerinnen und Musikern und natürlich auch vom Publikum bekommen haben. Es freut uns sehr, wenn uns Künstler*Innen über viele Jahre verbunden bleiben und gerne wieder kommen.

 

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Wir wünschen uns, dass wir weiterhin genug Unterstützer haben, so dass es uns hoffentlich noch eine Weile gibt. Wir wünschen uns, dass es auch künftig noch experimentierfreudige Gäste gibt, die auch mal etwas für sie Unbekanntes und Neues ausprobieren, also Konzerte besuchen mit Musiker*Innen und Bands, die sie (noch) nicht kennen. Es sind schließlich die kleinen Clubs, Initiativen und soziokulturellen Zentren, in denen alle berühmten Künstler*Innen am Anfang ihrer Karriere auftreten. Dort ist der Nährboden, auf dem sie sich entwickeln und deshalb sind diese „Clubs“ so wichtig für unsere kulturelle Landschaft. Auch die Beatles, Georg Ezra oder Snarky Puppy haben nicht in der Londoner Royal Albert Hall angefangen. Supertramp sind während einer ihrer ersten Tourneen in den 70er Jahren beispielsweise im Bataclan Theater in Paris aufgetreten. Auf ihrem Doppelalbum „Live in Paris“ schreiben sie dazu in einer kleinen Notiz, dass sie vor acht Zuschauern spielten, von denen sechs Freikarten hatten. Wir sind nicht das Bataclan, aber wer weiß schon, welche der Musiker*Innen und Bands, die heute bei uns auftreten, künftig große Hallen füllen werden.

 

Vielen Dank, Karin und alles Gute!

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