So etwas habe ich noch nicht erlebt...

Ein Bühnen-Hit und das Theater GegenStand

The Boys are back in Town - Aufführungen von Ladies' Night in der LAKS-KulturTour. Mit seiner ,,Ganz oder gar nicht"-Adaption "Ladies' Night" hat das Theater GegenStand einen Bühnen-Hit gelandet, der seit Dezember 03 gespielt wird und ab 10. März auf LAKS-KulturTour ist. Im EXPRESS-Gespräch* lassen Regisseur Matze Schmidt und Schauspieler Nisse Kreysing die Hosen runter. Foto: Michael Arlt Express:

Warum ist gerade Ladies Night ein so großer Erfolg geworden?

Matze Schmidt: Das ist uns auch ein Rätsel ...

Nisse Kreysing: Dass der Strip einen nicht ganz unwesentlichen Teil dazu beiträgt, ist klar. Es fallen schließlich alle Hüllen.

Schmidt: Und dann geht das Licht aus ...

Kreysing: ... und die Taschenlampen an. Das hatten wir auch schon.

Schmidt: Vielen dauert es eben nicht lang genug.

Lohnt es sich denn?

Kreysing: Wenn es zum Ende kommt, ist das Publikum oft so aufgeregt, dass die meisten gar nicht ihren Wunschkandidaten betrachten können. Deswegen gehen wohl viele auch noch einmal rein ...

Wie teilen sich die denn geschlechterspezifisch auf?

Schmidt: Es kommen tatsächlich in der Mehrzahl Frauen. Wir hatten bereits reine Frauenvorstellungen - und das war unglaublich, so etwas habe ich hier noch niemals erlebt.

Ein "California Dream Boy"- Phänomen?

Schmidt: Absolut. Die Stimmung ist grandios. Es ist schon auffällig: Je mehr Männer im Publikum sind, desto dezenter verläuft alles. Wenn Frauen mit ihren Partnern reingehen, sind sie zunächst einmal etwas zurückhaltender. Je höher der Frauenanteil, desto mehr geht die Post ab. Was verständlich ist.

Kreysing: Die kreischen, schreien ...

Wie fühlt man sich dann als Schauspieler?

Kreysing: Das erste Mal ist man wie weggeblasen. Aber es macht höllisch Spaß, ein Stück zu spielen, wenn das Publikum außer Rand und Band ist. Es ist teilweise so laut, dass man Schwierigkeiten hat, die Musik zu verstehen. Dabei hat das Stück ja einen durchaus ernsten Hintergrund.

Geht der bei all der Gaudi nicht verloren?

Schmidt: Nein, überhaupt nicht. Das ist das Phänomen an "Ladies' Night" . Du hast einen ernst zu nehmenden Theaterabend, der am Schluss in eine Show kippt - als ob du einen Schalter umlegen würdest. Das Stück hat während des Abends viele komödiantische Elemente. Die Tiefe kommt durch die behandelten sozialen Probleme wie Arbeitslosigkeit, Geldmangel usw. Du leidest mit den Typen mit.

Wie ist das für den Schauspieler, sich erst einmal vor Kollegen und dann vor Publikum präsentieren zu müssen?

Kreysing: Es war schwieriger vor den Kollegen, wir haben das immer weiter hinausgezögert. Als es dann passierte, war es ziemlich albern, mit Gekichere und allem. Auf der Bühne ist man natürlich nervöser ...

Hilft diese Nervosität dabei, Glaubwürdigkeit zu transportieren? Ihr seid ja dann in einer ähnlichen Situation wie die dargestellten Charaktere ...

Kreysing: Ja. Man macht in den Proben gefühlsmäßig das Gleiche durch, was nachher gespielt wird. Wir sind ja nun nicht alles Adonisse, ganz im Gegenteil. Und es gab auch bei bestimmten realen Personen ganz große Bedenken, genau wie im Stück. Es ist irre, wie da die Parallelen sind. Am Anfang des Strips ist es dem Publikum oft unklar, ob es eine Lachnummer wird und es diese armseligen Gestalten überhaupt schaffen. Dann zahlt sich aus, dass wir ein Drittel der Probezeit nur Choreographie gemacht haben ...

Das heißt, der Strip würde eventuell auch unabhängig vom Stück funktionieren?

Schmidt: Ich glaube schon. Es war von Anfang an klar, dass die Nummer einfach supergut sein muss. Wir haben acht Wochen geprobt, und es haut einen wirklich um, was die Jungs da jetzt auf die Bühne stellen. Dabei wirken die Typen so, als hätte man sie gerade aus der Fußgängerzone engagiert ...

Zieht das Stück ein anderes Publikum?

Kreysing: Ja, völlig. Wir haben beispielsweise für eine Dezember-Vorstellung 65 Karten an eine Landfrauengruppe aus Oberrosphe verkauft. Man merkt schon, dass größere Frauengruppen kommen und dann Prosecco-angeschickert eine gute Zeit haben.

Hättet ihr so eine Art Produktion auch mit weiblicher Besetzung gemacht?

Beide: Nein.

Kreysing: Das hat schon eine ganz andere Qualität und würde gleich zur Fleischbeschau. Wenn es fünf nackte Frauen wären - die könnten sich vor blöden Anmachen doch nicht mehr retten. Ich werde nach der Show nie angemacht.

Vielen Dank.

Das Interview führte: Michael Arlt, Marburger & Gießener Magazin Express © 2004 LAKS Hessen e.V, www.laks.de