In 20 Jahren ist Schluss!

Seit 20 Jahren geht in der KleinKunstKneipe Alte Post in Brensbach, einer alten Thurn und Taxis-Poststation, die Post ab. Kulturell betrachtet. Im Gespräch mit der LAKS äußert sich Dr. Bernd Lochschmidt über Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft - und Ende - der soziokulturellen Einrichtung.

Bernd, wann seid ihr gestartet und wie kam es zu eurer Initiative?

Nach Kauf und grundlegender Renovierung des Anwesens "Alte Post" in Brensbach im Jahr 1983 durch die heutigen Eigentümer stellte sich die Frage einer zukünftigen Nutzung. Das Gebäude, das heute unter Denkmalschutz steht, war eine ehemalige Thurn und Taxis-Poststation und bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts Poststelle und erstes Gasthaus am Ort. Was lag näher, als diese "Location" entsprechend ihrer ehemaligen Bedeutung wieder neu zu beleben. 1994, also vor nunmehr 20 Jahren, gründeten die Eigentümer dann mit Freunden den gemeinnützigen Verein "KleinKunstKneipe Alte Post Brensbach e.V.". Ziel war, dieses zentral gelegene Gasthaus für soziale und kulturelle Zwecke in der Region zu eröffnen und zu erhalten.

Wie ging es weiter?

Der Start war holperig und schwierig, Die Gründungsmitglieder schafften mit viel Enthusiasmus die notwendige gastronomische Infrastruktur, bauten Kontakte zur regionalen Presse und in die Künstlerszene auf. Anfangs wurde nur der ehemalige Gastraum mit Platz für ca. 30 Gäste für kleine Kulturevents genutzt. Im Laufe der Zeit wurde die Infrastruktur verbessert. In den Wintermonaten ist zwar weiterhin der kleine Gastraum Dreh- und Angelpunkt des Geschehens und wird auch von vielen lokalen und regionalen Organisationen für deren Vereinstreffen genutzt. Darüber hinaus wurde aber auch der sogenannte "Hofsaal" mit Platz für ca. 80 Gäste geschaffen. Bei gutem Wetter können die Falttore zum Innenhof der "Alten Post" geöffnet werden, mit Platz für insgesamt ca. 150 Gäste.

Wo steht ihr jetzt? Was sind eure Aktivitäten? Wer ist aktiv?

Heute ist die "KleinKunstKneipe" eine überregional etablierte Bühne. In den 20 Jahren seines Bestehens haben wir etwa 300 Veranstaltungen organisiert mit ca. 15.000 Besuchern. Dazu kommen viele Sonderveranstaltungen, auch zu lokalen Ereignissen wie dem örtlichen Weihnachtsmarkt und der Kerb. Getragen wird das alles von einer kleiner Gruppe ehrenamtlicher Mitglieder, die neben Beruf und Familie mit ca. 20 Veranstaltungen pro Jahr hart an der Grenze des persönlichen Engagements sind! Besonders wichtig ist uns, kulturelle Events mit kulinarischen Angeboten zu verbinden. So wird zu einem "Kölschen Abend" natürlich "Kölsch" und "Halver Hahn" angeboten. Unser Bewirtschaftungsteam ist da sehr einfallsreich und hat immer wieder neue Ideen!

An welche Veranstaltung oder welches besondere Ereignis erinnert ihr euch am liebsten?

Die KleinKunstKneipe hat in den 20 Jahren viele regionale und überregionale Künstler gesehen. Dazu gehören z.B. Robert Griess, Walter Renneisen, Clajo Hermann (Babenhäuser Pfarrerkabarett), die Mittelalter-Folk-Band "Poeta Magica" und viele andere. Einige Künstler sind in den Folgejahren in den Medien groß geworden. Es freut uns sehr, ihnen eine Plattform geboten zu haben! Eine Liste findet man unter "Archiv" auf der Website www.kleinkunstkneipe.de.

Wie werdet ihr das Jubiläum begehen?

Am 19. Juli 2014 haben wir unser 20jähriges Bestehen mit dem 20. KleinKunst-Hoffest gefeiert. Das ganze Jahr 2014 steht noch mit verschiedenen Veranstaltungen unter dem Motto " 20 Jahre KleinkunstKneipe".

Wie bewertet ihr eure bisherige Entwicklung? Seid ihr zufrieden mit dem Erreichten? Wo nicht?

Nun, inhaltlich sind wir sehr zufrieden mit dem, was wir in den 20 Jahren unseres Bestehens geschaffen haben. Aber einen Verein auf ehrenamtlicher Basis zu managen, ist eine echte Herausforderung für alle Beteiligten. Der Nachwuchs, insbesondere von jungen Mitarbeitern, fehlt. Wer engagiert sich denn heute noch für ehrenamtliche Tätigkeit?

Wo seht ihr euch in 5 Jahren?

Da könnte es die KleinKunstKneipe vielleicht noch geben, wenn uns die finanziellen Mittel und die Aktiven, und vor allem jüngeren Aktiven, bis dahin nicht ausgehen. Ideen haben wir genug.

Wo in 20 Jahren?

Schluss! So wenig wir uns das wünschen und so traurig das ist! Ohne bessere finanzielle Förderung eines soziokulturellen Engagements auf örtlicher, regionaler und überregionaler Ebene (Land, Bund, EU) kann keine soziokulturelle Initiative auf ehrenamtlicher Basis dauerhaft überleben. Die Politiker und die Gesellschaft sollten erkennen, was da verloren geht! Wie unsere Ehrenamtlichen sagen: "Es gibt noch eine private Zeit nach dem Vereinsengagement!" Sehr schade, aber so ist es!

Bernd, vielen Dank und alles Gute!

© LAKS Hessen e.V., 2014

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Das Interview führte: Bernd Hesse © 2014 LAKS Hessen e.V, www.laks.de