Maximal Interview: „Das geht alles nur gemeinsam“

Seit 20 Jahren sorgen die Aktiven von „Maximal“ für reichlich Kunst und Kultur im südhessischen Rodgau. Im Gespräch mit der LAKS äußern sich Karin Wagner, Thomas Langer und Klaus Herrmann über von der Entstehung bis zur Gegenwart und werfen einen Blick in die Zukunft.

Wann seid ihr gestartet und wie kam es zu eurer Initiative?

Thomas Langer: Los ging es schon 1992 mit verschiedenen Aktionen, Partys, Künstlern, Ausstellungen. Ich kam gerade von meinem Jazz-Studium aus Amerika zurück. Es gab einen Kreis von Leuten, die hin und wieder Konzerte und Ausstellungen organisiert haben. Das war erst einmal alles sehr improvisiert. Eins der ersten Konzerte gaben wir damals als „Frankfurter Jazzverbrecher“. Zur Vereinsgründung kam es dann erst zwei Jahre später im Dezember 1994. Da haben sieben Gründungsmitglieder eine richtige Satzung erarbeitet und verabschiedet. Das ist amtlich und dokumentiert.

Wie ging es weiter?

Klaus Herrmann: In den ersten Jahren bestand der Verein aus einer sehr überschaubaren Zahl an Mitgliedern. Mein Ausweis hat die Nummer 20, Thomas hat die Mitgliedsnummer 24, Karin die 27. Damals fand vielleicht einmal im Monat ein Konzert statt, hin und wieder Akt zeichnen und die ein oder andere Ausstellung. Ich war das ein oder andere Mal als Gast im Maximal. Dann wurde jemand für die technische Betreuung für die Jazz Nights von Thomas gesucht. Da war ich dann sofort dabei.

Thomas Langer: Genau, in Rodgau war einfach nicht viel los. Da kam ich auf die Idee mit der Jazz Night. Ich wollte jeden Monat an einem Abend mit immer anderen Musikern neue Sachen ausprobieren. Das war dann schon im März 2001. Ursprünglich war der Plan, dass wir einfach einen Abend anbieten, wo Leute kommen, sich nett unterhalten und die Musiker jammen. Die Vorstellung, dass die Jazzer nette Begleitmusik im Hintergrund spielen, haben wir relativ schnell wieder aufgegeben. Die Leute, die zu Jazz-Konzerten kommen, wollen auch zuhören.

Karin Wagner: Das ist auch bis heute so geblieben. Wir haben ein sehr aufmerksames Publikum. Nicht nur bei den Jazz-Veranstaltungen. Auch bei anderen Konzerten sind die Musiker und Bands oft erstaunt darüber, dass unsere Gäste so konzentriert zuhören.

Wo steht ihr jetzt?

Karin Wagner: Nun, inzwischen hat die Kulturinitiative Maximal fast 100 Mitglieder.

Seit einigen Jahren bieten wir an jedem Wochenende Veranstaltungen. Häufig freitags und samstags. Im Jahr kommen wir auf über 80 Veranstaltungen. Mit dem Vorstandsteam und unseren Helfern können wir heute für die Menschen vor Ort zuverlässig und regelmäßig ein abwechslungsreiches und durchaus anspruchsvolles Kulturprogramm zu akzeptablen Preisen bieten.

Klaus Herrmann: Ja, das geht alles nur gemeinsam. Selbstverständlich sind Absprachen mühsam. Vorstandsarbeit ist nicht immer ein Vergnügen. Aber insgesamt wird das Ergebnis in einem guten, funktionierenden Team am Ende besser. Auf die Qualität unserer Arbeit und unserer Veranstaltungen sind wir jedenfalls stolz. Da sind wir über die Jahre auf jeden Fall besser geworden – und zwar in jeder Hinsicht. Wir arbeiten gut zusammen, und wir suchen uns sehr sorgfältig aus, was wir machen wollen. Und wenn wir dann alle ja sagen, dann stimmt die technische Betreuung, die Versorgung und alles drum herum.

Thomas Langer: Stimmt, das ist schon sehr professionell. Man braucht nur einen Blick auf Website, Maximal-Youtube-Kanal und Facebook-Seite zu werfen und bekommt einen guten Eindruck von der Kulturarbeit der Maximaler.

Wer ist aktiv?

Karin Wagner: Wir haben einen relativ großen Vorstand mit Beisitzern und einen Kreis an Helferinnen und Helfern, die uns unterstützen. Dass das so gut funktioniert, ist nicht selbstverständlich. Der erweiterte Vorstand besteht aus 9 Leuten mit festen Arbeitsbereichen. Sonst wäre die Menge an Veranstaltungen nicht zu schaffen. Alleine die wöchentlichen Abrechnungen sind für unseren Kassierer Werner Sass und unseren stellvertretenden Kassierer Mike Dolman ein beachtliches Pensum. Horst Neckermann, stellvertretender Vorsitzender, sorgt für die gefüllten Kühlschränke: für Bier, Weine und Limo aus biologischem Anbau und diverse Bio-Säfte, für Bio-Käse und sonstige Bio-Produkte. Ingrid Nikolic organisiert die Küche und hat den Überblick, über das was besorgt werden muss. Zuverlässige Unterstützung an der Theken haben wir mit Marion Dolman. Ohne unsere beiden Techniker Klaus Herrmann und Kay Gottschalk hätten wir vermutlich nicht die gut abgemischten Konzerte, für  die uns unsere Gäste immer wieder loben. Klaus Faust macht Fotos und Heinz Haberzettl sorgt nach wie vor für die Video-Aufnahmen, womit wir unseren Youtube-Kanal bestücken.

Klaus Herrmann: Es gab allerdings auch immer schon zahlreiche Helfer und Unterstützer im Umfeld. Man kann sie gar nicht alle aufzählen. Die Gründungsmitglieder gehören dazu und all die Helfer, die auch in der Vergangenheit das Maximal immer wieder bei allen möglichen Gelegenheiten und Anlässen mit Arbeitskraft, Material, Werkzeug, aber auch mit Unterkunft und Verpflegung von Künstlern und Bands unterstützt haben.

Was sind eure Aktivitäten?

Karin Wagner: Wir organisieren - wie gesagt - im Jahr über 80 Veranstaltungen: Konzerte, Theater, Comedy, Lesungen. Wir kooperieren aber auch mit lokalen Gruppen und Organisationen wie zum Beispiel mit der Freien Musikschule Rodgau, mit einzelnen Schulen, dem lokalen Saalbau-Kino oder auch mit den lokalen Vereinen. Zusammen mit dem Rodgauer Sportverein TGMSV haben wir beispielsweise 2011 ein Fußballmatch zwischen der Mannschaft des Hessischen Landtags und den LAKS-Allstars organisiert. Mit Unterstützung des Saalbau-Kinos haben wir die Film-Doku "Can't be silent" gezeigt. Der Film berichtet über die Aktion des Musikers Heinz Ratz, der Musikinstrumente für Musiker gesammelt hat, die als Flüchtlinge in Deutschland in Auffanglagern leben. Als die LAKS dazu aufgerufen hat die Aktion zu unterstützen, waren wir selbstverständlich sofort dabei.

Klaus Herrmann: Unser Programm haben wir in den letzten Jahren deutlich erweitert. Gleichzeitig achten wir auf ein ausgewogenes und trotzdem abwechslungsreiches  Programm. Wir haben nach wie vor zwar einen Musikschwerpunkt. Im Februar 2014 hatten wir die 100te Jazz Night, zu der Thomas Langer als musikalische Gäste Wolfgang Schmid, Tony Lakatos, Daniel Messina und Annika Klar eingeladen hatte. Aber das Musikrepertoire reicht von Gitarren-Konzerten mit Ralf Illenberger und Peter Autschbach bis zu Rock, Blues, Folk, Irischer Musik. Wir haben Theaterveranstaltungen und Lesungen. Sehr begehrt sind die Workshops, die wir seit ein paar Jahren dank der Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur anbieten können. Und wir fördern immer wieder gerne junge Talente aus allen Bereichen der Kunst – auch wenn sie finanziell nicht lukrativ sind. Am Ende des Monats müssen wir allerdings Miete, Strom usw. bezahlen können. Das dürfen wir nie aus dem Blick verlieren.

An welche Veranstaltung oder welches besondere Ereignis erinnert ihr euch am liebsten?

Thomas Langer: Für mich gibt es kein konkretes Konzert, das ich nennen könnte. Es sind vielmehr besondere Momente auf der Bühne, an die ich mich gerne erinnere: Wenn das Publikum besonders aufmerksam und still zuhört oder wenn eine Kommunikation mit dem Publikum statt findet. Wenn die Leute reagieren, wenn ich spüre, dass etwas ankommt. Das ist toll.

Klaus Herrmann: An die 100. Jazz Night, die so erfolgreich war, dass wir ein Zusatzkonzert am darauf folgenden Abend organisiert haben. Die Nachfrage war so groß, dass wir einige Leute echt verärgert hätten. Das hat unsere Zählung etwas durcheinander gebracht. Beeindruckend war auch das erste Autschbach-Illenberger Konzert bei uns in Rodau, bei dem Illenbergers ehemaliger Duo-Partner Martin Kolbe als Besucher vom Bodensee angereist ist.

Karin Wagner: Es gibt vieles, was einem wieder in den Sinn kommt, wenn man anfängt darüber nachzudenken. Da wäre sicherlich einiges zu nennen. Sehr eindrücklich aus der letzten Zeit in Erinnerung geblieben sind mir zwei junge Bands: „Crêpe Sucette“ aus Erfurt und die „Jukebox Gipsys“ aus Irland.

Wie habt ihr das Jubiläum begangen? War euch zum Feiern zumute?

Karin Wagner: Jain. Ursprünglich wollten wir passend zur Satzungsunterzeichnung der Gründungsmitglieder im Dezember feiern. Das haben wir aber aus verschiedenen Gründen nicht mehr hin bekommen.

Klaus Herrmann: Deshalb wird es nun im Sommer ein Open-Air-Fest geben. Hoffentlich im Park. Das steht noch nicht genau fest.

Thomas Langer: Im Sommer draußen feiern ist doch super. Ich freue mich schon drauf. 

Wie bewertet ihr eure bisherige Entwicklung?

Thomas Langer: Wir stehen heute Top da. Das Team arbeitet super gut zusammen. In viele Dingen sind wir in den letzten Jahren sehr professionell geworden. Das kann man schon sagen. Schade ist, dass viele nicht mehr dabei sind. Aber das ist nun mal so.

Klaus Herrmann: Ein Sprichwort sagt: „Aller Anfang ist schwer“. Das ist sicher einerseits richtig. Andererseits ist es manchmal leicht, anzufangen, aber schwer, über viele Jahre durchzuhalten. Insofern hat sich die Maximal Kulturinitiative sehr gut entwickelt. Denn es gibt uns nun schon seit 20 Jahren und wir sind lebendig und aktiv.

Seid ihr zufrieden mit dem Erreichten? Wo nicht?

Karin Wagner: Auch diese Frage kann ich ganz klar mit „jain“ beantworten. Einerseits sind wir sehr zufrieden mit dem was wir bisher erreicht haben. Wir sind ein gutes Team. Die Gäste sind zufrieden und kommen gerne wieder. Wir gewinnen nach wie vor neue Mitglieder, die uns toll finden und uns unterstützen. Aber wirtschaftlich bleibt die eigenständige Kulturarbeit eine Gratwanderung.

Klaus Herrmann: Alle Gäste und auch die Künstler sind begeistert von der Location. Wir haben einen schönen, kleinen Club mit einer tollen Atmosphäre. Das stößt natürlich an Grenzen, was bei manchen Veranstaltungen die Menge an Besuchern angeht.

Thomas Langer: Der Club ist super und es ist klasse, dass es das Maximal gibt. Es wäre allerdings noch viel besser, wenn solche Kulturinitiativen mehr finanzielle Förderung und Unterstützung bekämen.

Wo seht ihr euch in 5 Jahren?

Karin Wagner: Das Maximal lebt von ehrenamtlichem Engagement. Da kann man zeitlich nicht weit voraus planen. Solange  es im Verein Menschen gibt, die sich engagieren, solange Helfer gibt, die uns unterstützen, und Gäste, die kommen, wird es hoffentlich auch das Maximal geben.

Klaus Herrmann: Ich denke mir, dass das Maximal in fünf Jahren der angesagteste Club der Region ist, bei dem nicht nur Musiker, sondern auch Gäste Schlange stehen.

Thomas Langer: Wie wäre es mit einem finanzkräftigen Sponsor für die Jazz Night?

Wo in 20 Jahren?

Karin Wagner: Da kann man auch in eine Glaskugel schauen. Ich hoffe, dass es auch dann noch Leute gibt, die ein gutes Kulturangebot in Rodgau zu schätzen wissen und sich dafür auch in einem Verein engagieren.

Klaus Herrmann: In zwanzig Jahren könnten wir vielleicht mal im Lotto gewinnen. Dann ist das Maximal das kulturelle Zentrum der Region mit Proberäumen für Musiker, unterschiedlich großen Veranstaltungsräumen, Slow-food-Restaurant, Theater und Kino. Man darf doch wohl noch träumen, oder?

Thomas Langer: Ich lasse mich überraschen, von dem was kommt. Ich will mir heute nicht den Kopf drüber zerbrechen, was vielleicht übermorgen sein könnte.

Karin, Klaus und Thomas, vielen Dank für das Interview und weiterhin alles Gute!

© LAKS Hessen e.V., 2015

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Karin Wagner, Vorsitzende, zuständig für Presse, Flyer, Anträge und alles, was sonst übrig bleibt

Thomas Langer, Jazz-Gitarrist, Komponist, und von Anfang an dabei

Klaus Herrmann, stellvertretender Vorsitzender, Mann für den guten Ton und funktionierende Technik und alles was sonst übrig bleibt

 

Das Interview führte: Bernd Hessen © 2015 LAKS Hessen e.V, www.laks.de